Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?

Fachtag zum Thema Mobilität am Beispiel der Heinrich-Pesch-Siedlung

Als praktisches Beispiel stellte Prof. Dr. Joachim Alexander, Projektmanager der Heinrich-Pesch-Siedlung GmbH & Co. KG (HPS) das Mobilitätskonzept des Ludwigshafener Wohnbauprojekts vor. Zunächst konnten sich die Teilnehmer*innen über ihr individuelles Mobilitätsverhalten sowie ihre Erfahrungen und Wünsche im Bereich Mobilität austauschen.

Bei dieser interaktiven Übung führte Alexander Mack, Bildungsreferent für sozial-ökologische Themen im HPH, einige grundlegende Begriffe und Daten aus dem Mobilitätssektor ein. So wurde deutlich, dass der Mobilitätssektor für rund 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und die Verkehrssicherheit insbesondere von Radfahrer*innen noch deutlich verbesserungswürdig ist.

Dringend benötigt: die Mobilitätswende

Anschließend begab sich die Gruppe mit Prof. Lutz Gaspers, Sprecher des „Kompetenzzentrums Mobilität und Verkehr der Hochschule für Technik Stuttgart“, auf eine Zeitreise in die Entstehung unseres heutigen Mobilitätsverhaltens. Dabei lernten die Teilnehmer*innen auch Grundlagen von Stadtentwicklung sowie Eckpunkte der so dringend benötigten Mobilitätswende kennen. Dass diese Veränderung von Mobilität nicht zulasten bestimmter Personengruppen gehen darf, machten daraufhin Anne Pappert, Jens Hilgenberg und Jonas Fischer vom „Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende“ deutlich: Der bundesweite Zusammenschluss von Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbänden sowie der Evangelischen Kirche repräsentiert viele Millionen Menschen in Deutschland und möchte die Akzeptanz für die notwendigen ökologischen, technischen, infrastrukturellen und sozialen Veränderungen verbessern. Dazu sollen etwa Formate zur Beteiligung unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppierungen, ein Kulturwandel hin zu umweltfreundlicheren Mobilitätsformen sowie umfassende Weiterbildungsinitiativen und eine fortschrittliche Qualifikationspolitik im Automobilsektor beitragen.

Gut zusammen leben

Anschließend stellte Prof. Alexander die Pläne für die Heinrich-Pesch-Siedlung vor, denn diese ist „ein Gesamtpaket, man kann nicht Mobilität alleine betrachten“. Auf dem 14 Hektar großen Gelände westlich des Heinrich Pesch Hauses entstehen in den nächsten Jahren rund 800 Wohnungen für 2000 Menschen. „Gut zusammen leben“ lautet das Motto der Siedlung. „Wir wollen damit einen Beitrag zu einer gerechten und solidarischen Gesellschaft leisten – intergenerationell, inklusiv und interkulturell“, erläuterte Joachim Alexander. Die Planungen für die Siedlung umfassen neben einem Mobilitätskonzept auch ein nachhaltiges Energiekonzept und eine „Charta des Zusammenlebens“. So werden von Beginn an Quartiersmanager für ein gelingendes Zusammenleben der Bewohner*innen sorgen.

Joachim Alexander stellte dann das Mobilitätskonzept vor. Die Heinrich-Pesch-Siedlung ist als autoarmes Gebiet angelegt. Zwei Parkhäuser an der Mannheimer Straße und Tiefgaragen unter einigen Häusern werden die PKW aufnehmen. In den Parkhäusern befinden sich E-Ladesäulen. Rettungsdienste und Lieferfahrzeuge dürfen die Straßen befahren. „Ziel ist es, dass Kinder auf den Straßen spielen können“, betonte er.

Verkehrsarme Siedlung ist das Ziel

Pro Wohnung ist ein Stellplatz vorgesehen. Um eine verkehrsarme Siedlung zu erreichen, sind Carsharing-Fahrzeuge und mehrere Bike-Sharing-Standorte vorgesehen. In den Wohngebäuden gibt es ausreichend und gut zugängliche Abstellplätze für Fahrräder, auch für Lastenfahrräder. Den Bewohner*innen soll ein vergünstigtes Angebot zur Nutzung des ÖPNV angeboten werden.

Das Mobilitätskonzept der Siedlung kann natürlich nicht isoliert betrachtet werden – auch die Infrastruktur der Stadt muss entsprechend aufgestellt sein. Und hier konstatierte Joachim Alexander deutlichen Verbesserungsbedarf. So müsse das Fahrradwegenetz ausgebaut und bestehende Fahrradwege saniert werden. Eine gute Anbindung an den ÖPNV sei wichtig. Hier konnte der Referent Erfreuliches berichten: „Die Stadt hat zugesichert, am westlichen Rand der Siedlung eine neue oberirdische Straßenbahn-Haltestelle zu bauen“. Mit den gut getakteten Linien 4 und 9 bestehe dann eine gute Verbindung zu wichtigen Zielen und Umsteigepunkten in Ludwigshafen und Mannheim.

Anspruchsvolles Mobilitätskonzept

Das Mobilitätskonzept der Siedlung ist im städtebaulichen Vertrag mit der Stadt Ludwigshafen verankert. Es sieht vor, dass die HPS GmbH & Co. KG ein Mobilitätsmanagement mit einem Ansprechpartner für Investoren und Bewohner*innen bereitstellt, der die Mobilitätsmaßnahmen entwickelt und umsetzt. Ein Jahr nach der Fertigstellung der Siedlung sieht der Vertrag eine gemeinsame Evaluation von Stadt und HPS der Wirksamkeit der Mobilitätsmaßnahmen vor. „Bei Bedarf erfolgen dann notwendige Anpassungen. Das kann auch eine Erhöhung der Stellplätze sein“, blickte Alexander in die Zukunft.

In der anschließenden Diskussion waren sich die Teilnehmer*innen des Fachtags einig, dass es sich beim Mobilitätskonzept der Heinrich-Pesch-Siedlung um „ein sehr anspruchsvolles Konzept“ handele. Wichtig sei, so die Empfehlung, dass die Fahrradabstellplätze gut ausgestattet seien und es bezahlbare Angebote für Leih-Lastenräder gebe. Auch sei ein genereller Mobilitätszuschuss für die Bewohner*innen wünschenswert, nicht nur eine Beschränkung auf den ÖPNV. (ako)

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