Bezahlbare Wohnungen, gute Nachbarschaft und Spielplatz-Aufpasser
Jana Sand, Leiterin der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen, führte das Interview über die Zukunft des Wohnens mit den zehnjährigen Mädchen Lea, Sue und Anna im Rahmen einer Zukunftswerkstatt, die während des Kinderferienprogramms im Heinrich Pesch Haus stattfand.
Wie stellt ihr euch euer Wohnen vor?
Anna: Ich möchte auf jeden Fall in einer schönen Wohngegend wohnen, die gepflegt ist. Wichtig ist, dass es viele Spielstraßen gibt und schöne Grünflächen.
Sue: Für mich ist es wichtig, dass es in meiner Wohnumgebung keine Schnellstraße gibt, sondern dass sie in einer Tempo-30-Zone liegt. Wenn die Autos zu schnell fahren, ist das gefährlich für Kinder, die Autos könnten sie anfahren.
Lea: Ich finde es schön, auf dem Land zu leben, weil es einfach ruhig ist. Ich möchte nicht in der Stadt leben, wo andauernd Autos fahren. Und jedes Kind sollte ein eigenes Zimmer haben, damit es Privatsphäre hat. Denn jedes Kind braucht Privatsphäre.
Die Wohnungen in deiner Wunschstadt müssten also groß sei?
Lea: Genau, aber die Mietpreise müssen bezahlbar sein. Denn aktuell steigen die Mieten und die Kaufpreise und manche Menschen können sich keine Wohnung leisten. Das ist nicht gut.
Sue: Manche Menschen müssen sogar auf der Straße leben, auch wenn sie Kinder haben. Das sollte nicht passieren.
Was sollte es in eurer Siedlung an Freizeitangeboten geben?
Lea: Cool wäre ein Tanzstudio, in dem Mädchen und Jungen frei tanzen und trainieren können – und vielleicht ein kleines Schwimmbad.
Sue: Genau, wir brauchen sogar mehrere Schwimmbäder, gerade für die Vereine, denn für die gibt es zu wenig Platz in den Schwimmbädern. Und die Bäder müssten auch in den Ferien geöffnet sein, denn da können wir jetzt nicht trainieren. Außerdem wäre ein Jugendzentrum mein Wunsch.
Anna: Ein kleines, gemütliches Café mit einer kleinen Parkanlage dabei wäre toll, in dem man sich treffen kann. Das dürfte nicht zu weit weg von der Wohnung sein.
Was ist eure Meinung zu Nachbarschaft – möchtet ihr, dass die Leute mehr miteinander zu tun haben oder wollt ihr eher für euch leben?
Sue: Ich finde es wichtig, dass man sich nicht einmauert, sich nicht abschließt von den Nachbarn. Gut wäre es, wenn man gemeinsam etwas macht, vielleicht Gemeinschaftsgärten im Viertel, um die sich mehrere Leute kümmern.
Anna: Für mich ist es wichtig, dass es unter Nachbarn ein Geben und Nehmen ist. Wir geben unseren Nachbarn auch Kirschen ab und sie geben uns Zucchini. Man sollte sich im Wohnviertel auch gegenseitig grüßen. Es ist sicher gut, Regeln für das Zusammenleben zu haben – aber keine besonders strengen.
Lea: Zwischen Nachbarn muss nicht unbedingt die beste Freundschaft sein. Wichtig ist, dass es eine Gemeinschaft ist. Und dass man, wenn man mal keine Lust auf etwas hat, von den anderen nicht dumm angemacht wird. Man sollte liebevoll miteinander umgehen und sich nicht hassen – das wäre mir wichtig.
Sue: Genau, man sollte sich nicht blöd anmachen.
Anna: Die Leute sollen miteinander auskommen und freundlich sein. Man muss ja nicht befreundet sein, aber respektvoll miteinander umgehen.
Ich bin total begeistert von euren Ideen. Für die Heinrich-Pesch-Siedlung in Ludwigshafen beschäftigen sich viele Erwachsene mit diesen Fragen und ihr beschreibt das komplette Projekt. Habt ihr vielleicht noch konkrete Wünsche für Spielplätze?
Lea: Die Spielplätze sollten nicht verunreinigt sein. Ich mag auch keine Graffitis und keine Schimpfworte an den Wänden. Wenn kleinere Kinder kommen, sollen die nicht geärgert werden.
Wie kann man das schaffen?
Lea: Indem die Kinder einen eigenen Bereich und die Jugendlichen einen Chill-Platz haben. Die sollten voneinander abgegrenzt haben.
Sue: Darf man ab zwölf Jahren sowieso nicht mehr auf Spielplätze? Das stehen doch extra Schilder an den Spielplätzen.
Anna: Ich wohne in der Nähe von zwei Parks. Da gibt es ganz viele Schilder, die werden aber alle nicht beachtet.
Lea: Da braucht man Spielplatz-Aufpasser, das wäre ein neuer Beruf.
Anna: Es wäre cool, wenn Erwachsene aufpassen würden. Mein Wunsch für Spielplätze ist, dass es für alle Altersgruppen Spielgeräte gibt. Oft gibt es nur für die kleinen Kinder etwas und für sehr große.
Sue: Toll wäre es, wenn es die Spielgeräte nicht nur einmal, sondern mehrfach gäbe. Denn der meiste Streit fängt an, weil Kinder sich um die Spielgeräte streiten.
Anna: Ich war mal auf einem Bauernhof, da gab es in der Scheune einen Spielplatz mit Tieren. Die Tiere braucht man nicht unbedingt, aber ein Indoor-Spielplatz wäre toll.
Dokumentation: Dr. Anette Konrad 09.09.2021)
Die Wohnexpertinnen
Lea, Anna und Sue sind zehn Jahre alt. Die Mädchen kommen nach den Ferien in die 5. Klasse. Sie haben in den Sommerferien 2021 am Kinderferienprogramm der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus teilgenommen. In einer Zukunftswerkstatt beschäftigten sei sich mit dem Wohnen und Zusammenleben in der Zukunft.
Das Interview führte:
Jana Sand
Themen, die Familien und Fachkräfte wirklich bewegen zu erkennen und dann passgenaue Angebote für sie zu schnüren, dafür pocht das Herz der Diplom-Pädagogin. Die Leiterin der Familienbildung und Referentin im Zentrum für Ignatianische Pädagogik hat sowohl den direkten Kontakt zu Familien und organisiert Fachveranstaltungen und Qualifizierungen für verschiedenste Zielgruppen.
familienbildung-ludwigshafen.de
Das Interview ist zuerst im Online-Magazin „Sinn und Gesellschaft“ erschienen.